Tauchtauglichkeit
Tauchen im Urlaub ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Viele schöne Tauchreviere sind schnell zu erreichen und mit einer guten Anleitung kann man sich die faszinierende Unterwasserwelt erobern.
Zur Erlangung der Tauchtauglichkeit bieten wir in unserer Praxis eine HNO-ärztliche Eignungsuntersuchung mit Erstellung eines schriftlichen Attestes an. Tauchen bedeutet eine hohe Belastung für Gehör und Nasennebenhöhlen. Es kann zu Schädigungen führen, wenn die betroffenen Organe nicht in der Lage sind, die beim Tauchen veränderten Druckbedingungen auszugleichen. Wir warnen dringend davor, Tauchgänge zu unternehmen, wenn Gehör und Nasennebenhöhlen nicht im Hinblick auf Tauchtauglichkeit untersucht worden sind.
Gezielte Diagnostik
Anamnese
Vor Durchführung der HNO-ärztlichen Untersuchung ist die Erhebung der genauen Anamnese des Bewerbers notwendig. Gezielt zu erfragen sind sämtliche Vorerkrankungen (z. B. internistische und neurologische Systemerkrankungen), insbesondere aber auch Erkrankungen der Ohren, der Nase, des Mundes, des Rachens und des Kehlkopfes. Wichtig sind dabei auch Erkrankungen der Gleichgewichtsorgane sowie Schädel-Hirn-Traumen, Medikamente, Noxen und Operationen.
HNO-Spiegeluntersuchungen sowie Endoskopie
Obligater Bestandteil der Basisuntersuchung ist die klinische Untersuchung des Kopfes. Am Ohr wird mithilfe des Ohrmikroskops der äußere Gehörgang, die Beschaffenheit des Trommelfells sowie die Durchführbarkeit des Valsalva-Manövers beurteilt.
Beim Tauchen muss zur Vermeidung eines Trommelfellschadens ein Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum durchgeführt werden können. Diese Fähigkeit wird unter dem Ohrmikroskop anhand des Valsalva-Manövers beobachtet. Hierbei wölbt sich ein intaktes Trommelfell beim Druckausgleich zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr nach außen, was unter dem Ohrmikroskop beobachtet werden kann.
Zur Untersuchung der inneren Nase mit ihren Nasengängen sowie des dahinter liegenden Nasenrachenraumes setzen wir ein dünnes, flexibles Endoskop ein. Hierbei können auch die Zugänge der Nasennebenhöhlen endoskopisch beurteilt werden.
Die Mundhöhle wird durch eine Stirnlampe ausgeleuchtet, dabei kann auch der Zahnstatus erhoben werden. Des Weiteren kann so auch der Rachen untersucht werden.
Am Ende der HNO-ärztlichen Untersuchung wird der Kehlkopf mit einem starren Lupenendoskop über den Mund inspiziert. Sollte hierbei die oder der Untersuchte einen starken Würgereiz aufweisen, wird vor dieser Untersuchung eine Oberflächenbetäubung der Rachenschleimhaut durchgeführt. Als weitere Untersuchungsmöglichkeit bietet sich auch das dünne, flexible Endoskop an, welches über die Nase und den Nasenrachenraum bis zum Kehlkopf vorgeschoben werden kann.
Gleichgewichtsprüfung
Durch verschiedene Funktionstests wird das Gleichgewichtsorgan im Innenohr geprüft:
Beim Romberg-Test wird mit geschlossenen Augen auf der Stelle gestanden und beobachtet, ob eine Fallneigung in eine bestimmte Richtung auftritt. Im Unterberger-Tretversuch wird mit geschlossenen Augen auf der Stelle getreten. Liegt eine Störung des Gleichgewichtsorgans vor, dreht sich der Betroffene allmählich zur Seite der Störung hin, wohingegen der Gesunde die Körperrichtung kaum oder überhaupt nicht verändert. In verschiedenen Lagerungsmanövern auf der Patientenliege können unter der vergrößernden Frenzel-Brille nicht willentlich unterdrückbare Augenbewegungen (sog. "Nystagmen") beim Patienten beobachten werden, der unter einem sog. Lagerungsschwindel, einer häufigen Erkrankung, leidet.
Mithilfe der "kalorischen Prüfung" werden Funktionsstörungen der Gleichgewichtsorgane festgestellt. Durch Reizung der Gleichgewichtsorgane mit warmer und kalter Luft bzw. Wasser kommt es zu Drehschwindel mit unwillkürlichen Augenbewegungen (Nystagmus). Hierdurch kann die Untererregbarkeit oder auch der vollständige Ausfall eines Gleichgewichtsorgans festgestellt werden. Um auch kleinste Augenbewegungen, die vom Arzt unter der Lupenbrille nicht erkannt werden können, festzustellen, wird die Untersuchung mithilfe einer Elektronystagmografie (ENG zur Registrierung der Augenbewegungen) durchgeführt. Diese Registrierung lässt Rückschlüsse darüber zu, ob die Störungen im Bereich des Gleichgewichtsorgans, des Hirnstamms oder des Kleinhirns lokalisiert sind.
Hörtest und Mittelohrdruckmessung
Ein Hörtest wird durchgeführt, da Hörorgan und Gleichgewichtsorgan anatomisch sehr eng benachbart liegen und verschiedene Erkrankungen Hör- und Gleichgewichtsorgan betreffen.
Da beim Tauchgang Druckveränderungen auftreten, wird auch eine Mittelohrdruckmessung durchgeführt. Hierbei wird die Fähigkeit, einen beim Tauchen notwendigen Druckausgleich durchführen zu können, beurteilt. Kann z. B. ein adäquater Druckausgleich während des Tauchganges nicht durchgeführt werden, kann ein auftretender Unterdruck zu einem Riss des Trommelfelles, Verlust des Hörvermögens sowie Schwindel und Erbrechen führen.
Letztendlich wird das Sprachverständnis, falls der Hörtest einen entsprechenden Befund ergeben hat, durch einen Sprachverständnistest geprüft.
Sonografie der Nasennebenhöhlen
Durch die Sonografie der Nasennebenhöhlen werden Erkrankungen der Nasennebenhöhlen ausgeschlossen, welche zu einer Beeinträchtigung der Tauchfähigkeit führen können.
Rhinomanometrie
Die Nasenatmung selber wird gemessen durch das Rhinomanometer. Hierbei werden in beide Naseneingänge Nasenoliven eingesetzt und der Flow (Luftdurchfluss) der Nase gemessen, so dass endoskopisch festgestellte Verengungen der Nase objektiviert werden können.
Die Messung erlaubt eine Aussage über das Widerstandsverhalten der Nase, so dass eine normale Nasenatmung, aber auch leichtgradige, mittelgradige oder hochgradige Nasenatmungsbehinderungen diagnostiziert werden können.